Es ist ein schönes Wort, Ayurveda. Überall springt es dich an, von Tees bis Shampoos. Alles hat heutzutage Ayurveda. Aber ist das Bild von Kokosnüssen und Ingwer auf der Packung schon Ayurveda? Das Wissen ums Leben, ums „wirklich leben“? Rhetorische Frage, natürlich. Ayurveda ist eine extrem komplexe Wissenschaft, die in Verbundenheit zu allen anderen Wissenschaften und allem anderen Wissen lebt. Jedes Detail ist von Bedeutung und zu glauben, dass irgendeine „Ayurvedische“ Zutat aus der ansonsten üblichen Giftbrühe Ayurveda macht, der kennt wohl die Geschichte nicht. Vielleicht hilft ein kleiner Einblick in die Mythologie.
Der Beginn
Es war eine schwierige Zeit für die Devas, also die Götter des Himmels, da sie gegen die Asuras, die Unterweltler oder Dämonen, schwer einstecken mussten. Sie baten Vishnu um Hilfe, der ihnen riet, diplomatisch vorzugehen. Sie sollten eine Kooperation mit den Asuras eingehen, indem sie zusammen den Ur-Ozean aus Milch umrührten, um Amrita, den Lebensnektar, hervorzubringen. Also gingen die Devas zu ihren Gegnern und schlugen eine Zusammenarbeit vor.
Die Asuras ihrerseits sahen sich als klaren Sieger und verstanden diesen Vorschlag als eine Kapitulation. Die Aussicht auf den göttlichen Nektar war eine so große Verlockung, dass sie zusagen mussten. Den Nektar der Unsterblichkeit zusammen mit den besiegten hohen Herrschaften einzunehmen wäre der ultimative Sieg. Um es kurz zu machen, denn die äußerst ausführliche Erzählung beinhaltet sehr viele eingebettete Informationen, die an dieser Stelle (noch) nicht angebracht sind, Vishnu wurde Schildkröte, auf seinem Rücken der riesige heilige Berg und um diesen geschlungen die große Schlange, die die einen am Schwanz und die anderen beim Gift speienden Vorderteil haltend drehten, um den Milchozean aufzuwühlen.
Das Rühren
Sie wühlten auf und allerlei Zeug kam heraus, was man dann herumverteilte, wie ein siebenköpfiges Pferd, einen vierköpfigen Elefanten, Kalpavriksa, den Wunschbrunnen der Götter oder die Göttinnen Varuni und Lakshmi. Bevor man zum Lebensnektar vorgedrungen war, kam das heftigste Gift aller Welten zum Vorschein, Halahala. Dieses Gift hätte den Tod Aller bedeutet, hätte nicht Shiva alles geschluckt.
Und selbst er, der übermächtige Yogi/Gott, ging auf Nummer sicher und beschloss, das Gift auf halbem Weg im Hals zu behalten. So wurde er zu Neelakantha, Blauer Hals. Und erst dann irgendwann kam Dhanvantari, der Gott von Heilkraft und Ayurveda zum Vorschein. diese Form von Vishnu hielt den Kelch mit dem Nektar, Amrita, in der Hand.

Mythos und Lehre – Gift und Detox
Diese Geschichte ist natürlich auf unterschiedlichen Arten zu verstehen, vor allem da auch einige Versionen davon existieren. Aber jede in sich schlüssige Lesart sollte schlussendlich zu einem ähnlichen Ergebnis kommen. Auf jeden einzelnen Körper angewendet könnte man sagen, dass all diese Schätze und Möglichkeiten in jedem Körper stecken und dass man alle lichten und dunklen Kräfte zusammenbringen muss, um etwas zum Vorschein zu bringen. Und vielleicht noch wichtiger ist, dass erst einmal eine extreme Dosis Gift zu verarbeiten ist, wofür Körper und Geist trainiert werden müssen. Das ist auch, worum es unter anderem in Yoga, Ayurveda oder anderen Vedischen Wissenschaften geht.
Entgiften ist ein sehr modernes Wort geworden. Detox findet sich überall und ist zurecht sehr beliebt. Es hat eine äußerst belebende Wirkung. Diese Geschichte jedoch deutet darauf hin, dass diese Stufe der Entgiftung den Beginn einer Sache darstellt, nicht unbedingt die Ziellinie. Ja, es ist schon sehr hart eine Reinigungskur durchzuhalten, aber wenn das erst der Türöffner wäre, der erste Schritt in einen kaum vorstellbaren Zustand. Und nein, eine „Ayurvedische“ Zutat macht aus der üblichen Giftbrühe keinen Gesundheits-Drink. Erst wenn der Drang zu den Giftbrühen überwunden ist, also hinter dem Gift kommen die Schätze. Es ist ein gutes Stück Arbeit, aber es gibt mehr dafür, als man sich von Außen vorstellen kann. Immerhin Amrita, den Lebensnektar.
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